Klimaschutz
Klimaschutz mit TRACA
Das Projekt TRACA, ein Unternehmen in Gründung, wurde von Oliver Schuster und Katja Kohlstedt von visible.ruhr initiiert, um den Klimaschutz über CO₂-Zertifikate zu fördern. Die TRACA-Cloud erfasst Inventurdaten von Klimaprojekten. Die Betreiber der Projekte erhalten einen Zugang zur Cloud über den Browser und eine Inventur-App. TRACA fasst gemeldete und freigegebene CO₂-Offsets zu CO₂-Zertifikaten zusammen, welche Kunden in Deutschland erwerben können. Diese Kunden sind Unternehmen, die mit CO₂-Zertifikaten zu einer ausgeglichenen Klimabilanz ihrer eigenen Produktion gelangen.
Das Besondere an TRACA
Die App von TRACA für die Inventurdaten von Klimaprojekten ermöglicht Public Audits. Die Öffentlichkeit kann also Daten einsehen und per Audit feststellen, ob Klimainventurgegenstände wirklich existieren und auch praktisch funktionieren. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ähnelt in ihrer Organisationsstruktur der Online-Enzyklopädie Wikipedia. TRACA setzt in der APP auch unterstützende KI ein. Diese erfasst alle vorliegenden Daten zu einem Klimaprojekt und ermittelt die tatsächliche CO₂-Bilanz. Es entsteht diejenige Transparenz, die von Umweltverbänden in Bezug auf den CO₂-Zertifikatehandel permanent angemahnt wird. Die Erfassung der Daten erfolgt mit Sensorik, ihre Verwaltung manipulationssicher in einer Blockchain. Die Inventurplattform von TRACA gewährleistet, dass die über den CO₂-Zertifikatehandel finanzierten Klimaschutzprojekte dauerhaft, zuverlässig und mit einem vertretbaren Preis-Nutzen-Verhältnis funktionieren. Zu teure Zertifizierungen werden eliminiert, gleichzeitig verstehen die Betreiber von Klimaprojekten besser die komplexen Standards, die beim CO₂-Zertifikatehandel gelten.
TRACA: Projekt für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Das TRACA-Projekt soll zu erschwinglichem und allgemein zugänglichem Klimaschutz führen. Der Handel mit CO₂-Zertifikaten ist in seiner gegenwärtigen Form oft kostspielig und außerdem nicht für alle Unternehmen zugänglich. Es dominieren kurzfristig ausgerichtete Projekte, die primär Gewinn erzielen sollen. TRACA richtet sich mit seiner Initiative an zwei Hauptzielgruppen:
- Deutsche KMUs sind daran interessiert, ihren CO₂-Fußabdruck über Zertifikate zu kompensieren.
- Im globalen Süden starten NGOs Klimaschutzprojekte und benötigen hierfür eine Finanzierung, die aus dem CO₂-Zertifikatehandel stammen soll.
Die Betreiber von TRACA sprechen mit beiden Seiten, die sehr an der transparenten Verwaltung von Klimainventurdaten in einer öffentlichen Cloud interessiert sind. TRACA stellt CO₂-Zertifikate aus und verkauft sie im Herbst 2023 in Deutschland für 65 €/t. Von den Einnahmen gehen 82 % in die Klimaprojekte, 18 % verwendet TRACA für die Kostendeckung der eigenen Plattform. Das Projekt trägt zu den SDGs (Sustainable Development Goals) bei. Diese formulieren verschiedene Ziele für den Klimaschutz. Der Ansatz von TRACA folgt in der Reihenfolge der Nennung vorrangig den Zielen 13, 15, 1, 2, 4, 10, 16 und 17. Es gehören dazu unter anderem:
- Senkung von CO₂-Emissionen und Reduktion weiterer Treibhausgase
- Aufforstung
- sonstige Wiederherstellung von Ökosystemen
- Schaffung neuer Arbeitsplätze
- Eindämmung von Hunger und Armut durch Beschäftigung für die Bevölkerung im globalen Süden in Klimaschutzprojekten
- Vermittlung von Wissen zum Klima, zum Klimaschutz und zur globalen Forstwirtschaft
- umfassende Einbindung des globalen Südens in Klimaschutzprojekte
Die Gründer Oliver Schuster und Katja Kohlstedt waren Teilnehmende am Projekt greenhouse.ruhr, erhielten dort ein Stipendium und entwickelten in dieser Zeit gemeinsam mit dem Praktikanten Amar aus Nepal die grundsätzlichen Ideen für das Projekt TRACA. Die visibleRuhr eG wird sich in sehr naher Zukunft (Stand: November 2023) aktiv an TRACA beteiligen. Das Unternehmen verfügt inzwischen über ein starkes Netzwerk und eine (fast) fertige Inventurplattform. TRACA ist indes noch in der Gründung.
Hintergrund zum EU-Emissionshandelssystem
Das EU ETS (EU-Emissionshandelssystem) ist ein marktbasiertes Klimaregulierungsinstrument. Es dient dazu, die Treibhausgasemissionen in der EU zu reduzieren und auf finanzieller Basis mit einem Bonus-Malus-System die Reduktion von Treibhausgasen zu belohnen sowie die Verursacher von zu vielen Emissionen finanziell in die Pflicht zu nehmen. Die damit generierten Gelder aus CO₂-Zertifikaten kommen Klimaschutzprojekten vorrangig im globalen Süden zugute. Solche Systeme gibt auch in anderen Weltregionen, doch das der EU wurde schon 2005 eingerichtet, womit es das älteste aller weltweit existierenden Emissionshandelssysteme ist.
Gleichzeitig ist es das größte.
Zum Ansatz kommt beim EU-Emissionshandel das sogenannte Cap-and-Trade-Prinzip:
- Der Cap ist eine anfangs festgelegte Menge an Emissionsrechten. Diese stehen EU-weit zur Verfügung. Die Verursacher erhalten für ihre Teilmenge Zertifikate. Jedes Zertifikat berechtigt zum Ausstoß von einer Tonne CO₂-Äquivalent.
- Die Emissionsrechte teilt die EU auf zwei Arten zu. Eine Teilmenge der Zertifikate erhalten Unternehmen kostenlos. Das sind vorrangig Betriebe, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eine bestimmte Menge CO₂ nicht vermeiden können. Dazu gehören beispielsweise Kraftwerke, aber auch viele andere Industriebetriebe. Die Berechnung ihrer kostenlosen Zertifikate basiert auf historischen Emissionswerten. Die restlichen CO₂-Zertifikate verkauft die EU in Auktionen. Unternehmen können sie erwerben, um ihre Emissionen zu erhöhen. Wenn sie unter der Emission der ihnen kostenlos zugeteilten Zertifikate bleiben, können sie die überschüssigen Zertifikate verkaufen oder für künftige Jahre mit mehr Emissionen aufbewahren. Das ist ein Anreiz, um Emissionen zu reduzieren.
- Die Unternehmen müssen Jahr für Jahr ihre Emissionsrechte belegen. Sollten sie überschüssige Emissionen nicht mit dem Kauf von Zertifikaten kompensieren, müssen sie Strafen zahlen.
- Erwartbar führt der Emissionshandel zwischen den EU-Unternehmen nicht zu einem neutralen Ergebnis. Es werden also nicht so viele Emissionen reduziert, wie sie manche Unternehmen überschüssig produzieren und daher Zertifikate erwerben müssen. Der Hintergrund ergibt sich aus dem Wirtschaftswachstum, das nach wie vor in bestimmten Bereichen zu ansteigenden Emissionen führt. Die überschüssigen Einnahmen aus dem Emissionshandel leitet die EU in Klimaschutzprojekte weiter. Dieser Sekundärhandel wird auch an private Agenturen wie TRACA ausgelagert.
Emissionshandel
Mit dem Emissionshandel ist es möglich, die Treibhausgasemissionen (vorrangig CO₂) kostengünstig zu reduzieren. Die Mechanismen des Marktes wirken deutlich effizienter als alle behördlichen Vorgaben, die es allerdings zusätzlich gibt. Unternehmen finden in der Regel flexible und wirtschaftliche Wege, um ihre Emissionen einzuschränken. Dennoch gibt an dem System auch Kritik. Der wichtigste Punkt: Da die Unternehmen zunächst kostenlose Zertifikate erhalten, könnte das den Anreiz reduzieren, wirklich auf den Klimaschutz hinzuwirken. Die beiden Kernfragen lauten: Wie viele Zertifikate sollen kostenlos vergeben werden und welchen Preis muss ein CO₂-Zertifikat haben, damit es wirklich positiv auf die Klimabilanz einwirkt? Diese Fragen werden in der Tat auf EU-Ebene, aber auch in den Mitgliedsstaaten der Union ständig diskutiert.
Teilnehmer des EU ETS
Die gesetzlich festgelegten Teilnehmer sind alle Unternehmen mit Energiesteuerpflicht aus diesen Sektoren:
- Stromerzeuger und sonstige stationäre Anlagen, deren Nettostromerzeugungskapazität 20 MW oder mehr beträgt
- Kokereien, Raffinerien und Anlagen für die Produktion von Stahl und Eisen, Zement, Keramik, Glas, Papier und Karton
- Unternehmen aus Industriezweigen, für die eine spezifische Schwellenwertgrenze für die CO₂-Emissionen gilt
- Wärmeerzeugungsanlagen, deren CO₂-Emissionen zwar unter dem Schwellenwert liegen, deren Wärmeproduktionskapazität aber 20 MW übersteigt
- Fluggesellschaften bei Flügen im EWR (Europäischer Wirtschaftsraum)
Die zur Teilnahme verpflichteten Unternehmen müssen ihre CO₂-Emissionen dokumentieren. Wenn sie die festgelegten Schwellenwerte überschreiten, ist der Erwerb von CO₂-Zertifikaten verpflichtend.
Zuständigkeit für das EU ETS in Deutschland
Die Zuständigkeit für das EU ETS liegt in Deutschland bei der DEHSt (Deutsche Emissionshandelsstelle), die als nationale Behörde zum Umweltbundesamt (UBA) gehört. Die DEHSt verwaltet und überwacht das nationale Emissionshandelsregister. Dort werden die Emissionsrechte aller teilnehmenden Unternehmen erfasst. Gleichzeitig kontrolliert die DEHSt die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte und die Verifizierung der Emissionsberichte. Sie führt auch die Auktionen für die CO₂-Zertifikate durch. Für diese Auktionen gibt es mehrere Börsen und Handelsplattformen, deren größte die Leipziger EEX ist (European Energy Exchange). Sie hat einen hochspezialisierten Handelsmarkt für die Emissionszertifikate geschaffen, auf dem nicht nur die beteiligten Unternehmen, sondern auch Finanzinstitute und weitere Marktteilnehmer die Zertifikate handeln können.
Kosten für die CO₂-Zertifikate
Die Kosten für eine Tonne CO₂ unterscheiden sich zwischen dem EU ETS und dem deutschen nEHS (nationales Emissionshandelssystem. Letzteres gleicht in seiner Einführungsphase zwischen 2021 und 2025 eher einer Steuer. Die Festpreise steigen in Deutschland sukzessive von 25 auf 55 €/t CO₂. Zu diesen Preisen verkauft die Leipziger EEX so viele Zertifikate, wie der Markt nachfragt. Ab 2026 mit dem Start der zweiten Phase wird das nEHS relativ genau dem EU ETS entsprechen. Der Preis wird ab 2026 in einem fixen Preiskorridor zwischen 55 und 65 €/t CO₂ liegen. Im Jahr 2025 will die EU darüber entscheiden, ob sich ab 2027 der Preis am Markt frei bilden soll.
Freiwillige Kohlenstoffmärkte außerhalb des EU ETS und des nEHS
Unternehmen haben auch die Möglichkeit, CO₂-Zertifikate abseits der offiziellen Emissionshandelssysteme zu kaufen oder zu verkaufen. Hierfür existieren sogenannte freiwillige Kohlenstoffmärkte (voluntary carbon markets). Auch auf diesem Markt ist TRACA tätig. Der freiwillige Handel mit CO₂-Zertifikaten ermöglicht es Unternehmen, weiteren Organisationen und auch Einzelpersonen, ihre CO₂-Emissionen zusätzlich zu kompensieren. Wenn Unternehmen auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt CO₂-Zertifikate erwerben, leisten sie einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz. Sie können dort auch ihre eingesparten CO₂-Zertifikate veräußern, wenn sie unter den im Cap festgelegten Emissionen für ihre Branche geblieben sind. Die Projekte, in die das Geld aus diesem Handel fließt, kommen Anlagen für erneuerbare Energien, Aufforstungsprojekten, Waldschutzmaßnahmen und weiteren Umweltschutzprojekten zugute. Für die freiwilligen Kohlenstoffmärkte gibt es Zertifizierungssysteme und Standards. Dazu gehören:
- VCS Verified Carbon Standard
- Gold Standard
- CAR (Climate Action Reserve)
- CDM (Clean Development Mechanism)
Allerdings werden diese Standards nicht behördlich überwacht. Es muss also ein gewisses Vertrauen in diese Zertifizierungssysteme herrschen.
Finanzierung von Klimaprojekten mit Zertifikateerlösen
Die Klimaprojekte, in welche die Zertifikateerlöse fließen, haben grundsätzlich zwei Ziele:
• bereits existierende Emissionen reduzieren
• Entstehung zusätzlicher Emissionen verhindern
Die Emissionsreduktion funktioniert unter anderem mit effizienteren Technologien und Methoden. Energieeffiziente Öfen und Gaskessel sind Beispiele dafür. Doch auch Aufforstungs- und sonstige Waldschutzprojekte reduzieren schon vorhandene Emissionen, weil Bäume CO₂ binden und als Biomasse speichern. Diese Projekte helfen dabei, den globalen Kohlenstoffkreislauf wieder auszugleichen. Projekte, welche die neue Entstehung von Emissionen verhindern, sind vielfach im Bereich der erneuerbaren Energien angesiedelt. Diese Anlagen decken emissionsfrei den Energiebedarf und lassen sich mit den Erlösen aus CO₂-Zertifikaten finanzieren. Für die Bekämpfung des Klimawandels sind beide Ziele wichtig. Es gibt zwar von Umweltschützern immer wieder die extreme Forderung, sich von fossiler Energie schleunigst und komplett zu verabschieden, doch das wird so schnell nicht gelingen. Sinnvoller ist es, in einer Übergangsphase die fossilen Kraftwerke und sonstige Industriezweige, die noch fossile Energie benötigen, sauberer zu machen. Das kostet Geld, das aus dem CO₂-Zertifikatehandel kommen kann.
Beurteilung der Effizienz von Klimaprojekten
Eine Kernaufgabe des Unternehmens TRACA besteht darin, die Effizienz von Klimaprojekten zu beurteilen, um die Erlöse aus dem Zertifikatehandel möglichst sinnvoll einzusetzen. Für so eine Effizienzbeurteilung gibt es diese Kriterien:
- Realitätsbezug: Das Projekt muss tatsächlich zur Reduktion von Emissionen beitragen. Es gibt durchaus teure Projekte, die sich dieses Ziel zwar auf die Fahnen schreiben, es aber praktisch nicht erreichen. Daher gilt es, die realen Aktivitäten und Maßnahmen zu evaluieren, die beim betreffenden Projekt nachweislich Emissionen reduzieren oder keine neuen entstehen lassen.
- Additionalität (Zusatznutzen): Das finanzierte Klimaprojekt muss einen zusätzlichen Nutzen bei der Reduktion von Emissionen erzielen, den es ohne dieses Projekt nicht gegeben hätte. Dieser Mehrwert muss messbar sein.
- Transparenz: Die betreffenden Projekte müssen transparent und auditierbar sein. Die Betreiber müssen ihre Einsparungen von Treibhausgasen (wegen der Art der Zertifikate vorrangig CO₂) mit Daten belegen können. Für die Messung, Überwachung und Berichterstattung muss es klare Standards und anerkannte Methoden geben.
- Nachhaltigkeit: Das Klimaprojekt soll langfristig wirken, mithin nachhaltig sein. Die Nachhaltigkeit betrifft die dauerhafte Reduktion von CO₂ und die Einhaltung sozialer und wirtschaftlicher Standards.
Klimaprojekte, welche diese Kriterien einhalten, gelten als vertrauenswürdig. Die genannten Zertifizierungssysteme überprüfen das. Sie haben anerkannte Mechanismen entwickelt, mit denen sich die Integrität und Qualität von Klimaprojekten überprüfen lässt.
Kritische Punkte bei freiwilligen Klimaprojekten
Es gibt bei freiwilligen Klimaprojekten verschiedene Kritikpunkte. Sie betreffen die Additionalität, Integrität und Qualität der Projekte. So ist stets zu hinterfragen, ob das Projekt wirklich einen zusätzlichen Nutzen für das Klima generiert, wie genau die diesbezüglichen Messungen erfolgen und wie exakt die Berichterstattung ausfällt. Auch ist es möglich, dass dieselben Emissionsreduktionen in verschiedenen Projekten mehrfach gezählt werden. Nicht zuletzt können natürlich auch Klimaprojekte unerwünschte soziale und sogar ökologische Auswirkungen haben. Es ist möglich, dass eine lokale Gemeinschaft durch die Aufforstung des angrenzenden Waldes Nachteile erleidet. Es können Beschäftigte in Entwicklungsländern für ihre Arbeit im Klimaprojekt zu wenig Geld erhalten. Ein Wasserkraftwerk kann durch den entstehenden Stausee die Umgebung massiv belasten. Das Unternehmen TRACA muss daher die Klimaprojekte genau überprüfen, in die das Geld aus dem Zertifikatehandel fließt.
Trackbacks & Pingbacks
[…] einmalige Aktionen beschränken, sondern regelmäßig in Sponsoring investieren. Projekte wie das TRACA-Projekt zeigen, dass langfristiges Engagement nachhaltige Vorteile für beide Seiten bringen kann. […]
[…] geeigneter Maßnahmen zur Fehlervermeidung bei […]
[…] überschaubarer Größe und verminderter Luftzirkulation als besonders effektiv für ein angenehmes Raumklima erweisen. Die Innovation hat ihren Ursprung in Dresden und wurde vom Start-up Green „City […]
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!